Spielberichte 2007/2008


SMM 1-08: Aussenseiter setzte sich durch

Während die Schweizerische Gruppenmeisterschaft in die entscheidende Phase geht, hat die Schweizerische Mannschaftsmeisterschaft eben erst begonnen. Die Rheintaler gelten in der aktuellen Zusammensetzung als Kanonenfutter und kämpfen von Beginn weg gegen den Abstieg. Die ersten zwei Punkte zum Klassenerhalt sind bereits geschafft.

Das Elo-System ist aus dem Turnierschach nicht mehr wegzudenken. Es beruht auf der Wahrscheinlichkeitstheorie und drückt die theoretische Spielstärke aller organisierten Schachspieler in einer nackten Zahl aus. Wäre es nach Professor Arpad Elo (1903 - 1992) gegangen, dann hätten die Rheintaler zusammenpacken können. Im Durchschnitt wiesen die Zürcher an jedem Brett rund 120 Punkte mehr auf als die Gastgeber. Da war es nur ein kleiner Trost, dass die Limmatstädter nicht volllzählig in Widnau eintrafen und das letzte Brett kampflos verloren geben mussten. Doch die Mannen um Teamchef Erwin Frei liessen sich von den hohen Elo-Werten nicht einschüchtern und spielten munter drauflos. Robert Sandholzer überstand die stürmische Eröffnung seines Gegners schadlos und verschaffte sich zwei starke Freibauern. In bereits schwieriger Stellung übersah Hermann Koch eine kleine Kombination, die das sofortige Aus bedeutete.

Schach erhält jung

Am siebten Brett bekam es Bruno Spälti mit Altmeister Jakob Bürgi zu tun. Kobo, wie er von seinen Freunden liebevoll genannt wird, führt trotz seiner 86 Jahre noch immer eine scharfe Klinge. Sein Entschluss, auf die Rochade zu verzichten, erwies sich allerdings als ein spielentscheidender Fehler. Bruno Spälti verstärkte den Druck im Zentrum mit jedem Zug und rückte dem unglückseligen König zu Leibe.

Markus Zoller kam mit Schwarz bequem aus der Eröffnung und konnte den Anzugsvorteil von Werner Tarnutzer mühelos ausgleichen. Einen verwertbaren Vorteil konnte aber auch er nicht erreichen und so einigte man sich noch vor der ersten Zeitkontrolle auf Unentschieden. Am zweitgrössten war der Elo-Unterschied am dritten Brett, wo sich Marcel Schneider und Urs Egli gegenüber sassen. Es kam zu einem interessanten Schlagabtausch, bei dem das Schlachtenglück mehrmals die Fronten wechselte. Im 34. Zug stellte Urs Egli eine perfide Mattfalle. Und die Falle schnappte zu – allerdings auf der Gegenseite. Der Zürcher hatte nämlich ein kleines Zwischenschach übersehen, das Matt in wenigen Zügen drohte.

Mannschaftssieg im Trockenen

Bei Halbzeit lagen die Rheintaler bereits mit 4½:½ Punkten uneinholbar in Führung. Zu einem Kantersieg reichte es dann aber doch nicht. David Grüninger konnte den weissen Druck nicht abschütteln und musste sich nach langer Abwehrschlacht geschlagen geben. Markus Wittwer und Stephan Marte besassen durchaus Remischancen, gerieten jedoch in Zeitnot und verloren ihre Partien unglücklich durch Zeitüberschreitung.

Rheintal I - Springer Zürich I 4½:3½

Markus Wittwer - René Meier 0:1, Robert Sandholzer - Hermann Koch 1:0, Marcel Schneider - Urs Egli 1:0, David Grüninger - Daniel Kuchen 0:1, Stephan Marte - Hansjakob Emch 0:1, Markus Zoller - Werner Tarnutzer ½:½, Bruno Spälti - Jakob Bürgi 1:0, Erwin Frei 1:0 ff


SMM 2-08: Rheintaler kassierten Höchststrafe

Um zu prophezeien, dass die Rheintaler in der Eulachstadt den Kürzeren ziehen würden, brauchte man keinen Astrologen zu bemühen. Zu gross war der Spielstärkeunterschied zwischen den beiden Mannschaften. Trotzdem hoffte man, das eine oder andere Remis abklammern zu können. Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht.

Schon oft hat sich Professor Arpad Elo (1903 - 1992) in seinem Grab umgedreht, weil die Rheintaler sein Wertungssystem durcheinander gebracht haben. In Winterthur ist ihnen dieses Kunststück nicht gelungen. Angesichts der drückenden Überlegenheit des Gegners durfte man dies aber auch nicht erwarten.

Der Elo-Schnitt bei den Gastgebern lag bei 2160 Punkten, die Rheintaler brachten es gerade einmal auf 1952 Punkte. Das macht nach Adam Riese an jedem Brett einen Klassenunterschied von 208 Punkten aus. Am grössten war die Differenz am vierten Brett, wo Stephan Marte gegen den um 393 Punkte höher gewerteten André Hirzel ankämpfen musste. Bei solch einseitigen Kräfteverhältnissen spielte es auch keine Rolle mehr, dass die Rheintaler das achte Brett mangels Personal frei lassen mussten.

Winterthur III - Rheintal I 8:0

Walter Bichsel2373-Georg Fröwis22281:0
Dennis Kaczmarczyk2151-Robert Sandholzer20281:0
Horst Zesiger2182-Markus Wittwer19641:0
André Hirzel2235-Stephan Marte18421:0
Stefan Zollinger2090-Markus Zoller18641:0
Roman Freuler2069-Marcel Schneider19361:0
Claudio Gloor2017-Erwin Frei18031:0
Samuel Bär1996-forfait1:0

Noch ist Polen nicht verloren. Es gilt, die schmerzliche, aber unvermeidbare Niederlage möglichst schnell wegzustecken und nach vorne zu schauen. Am 19. April steht das Kantonalderby gegen St. Gallen auf dem Programm. Wenn die Rheintaler in Bestbesetzung antreten können und ihnen die Schachgöttin Caissa ein bisschen zuzwinkert, ist alles möglich.


SMM 3-08: St. Gallen nimmt Revanche für SGM-Niederlage

Eine Woche nach dem hohen Sieg in der Schlussrunde der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft sassen sich die Mannschaften von St. Gallen und Rheintal bereits wieder gegenüber. Diesmal allerdings im Rahmen der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft und mit umgekehrten Vorzeichen. Die Städter galten als klare Favoriten, wiesen sie doch an sechs von acht Brettern die besseren Wertungszahlen auf. Trotzdem wäre mit etwas mehr Glück durchaus ein Unentschieden oder sogar ein Sieg möglich gewesen.

Die französische Verteidigung gilt als zahm, doch wenn Markus Wittwer zum Franzosen greift, dann ist Sturm angesagt. Um nicht sang- und klanglos unterzugehen, griff Halit Rexhepi zu einem Figurenopfer. Er erhielt tatsächlich einen bedrohlichen Angriff, doch Markus umschiffte geschickt alle Klippen und verwertete am Ende seine Mehrfigur. Lange Zeit schien es, als ob auch Bruno Spälti einem sicheren Sieg entgegeneilen würde. Die offene h-Linie sah brandgefährlich aus. Doch Hans-Georg Morger war auf der Hut. Je länger die Partie dauerte, umso besser kam der Schwarze ins Spiel, und nach einem heimtückischen Zwischenschach musste sich Bruno von seiner Dame trennen.

Läufer gegen Springer

Das Läuferpaar ist den Springern in offenen Stellungen deutlich überlegen. Um diese Erkenntnis kam auch Dr. Wolfgang Eisenbeiss nicht herum. Während die weissen Pferdchen wirkungslos auf dem Brett herum galoppierten, entwickelten die beiden Läufer von David Grüninger eine tödliche Wirkung.

Die übrigen Rheintaler hatten einen schweren Stand. Marcel Schneider fand nach einem Figurenopfer von Michael Nyffenegger kein sicheres Plätzchen für seinen König. Der weisse Monarch musste sich aufs offene Feld begeben, wo er eine leichte Beute für die schwarzen Schwerfiguren wurde. Stephan Marte und Erwin Frei gerieten in ausgeglichen wirkenden Stellungen immer mehr unter Druck und mussten nach tapferer Gegenwehr kapitulieren.


Zehn Augenpaare sehen nicht immer mehr als zwei. Sandro Schmid und Peter Bischoff, umringt von Kiebitzen.


Mit dem Glück des Tüchtigen

Sandro Schmid wandelte auf den Spuren des legendären Ex-Weltmeisters Michail Nechemjewitsch Tal (1936 - 1992). Der begnadete Lette meinte einmal: „Es gibt zwei Arten von Opfern: korrekte und meine“. Zu welcher Sorte das Qualitätsopfer von Sandro Schmid gehörte, lässt sich nicht mit endgültiger Sicherheit sagen. Der Spielverlauf gab dem Rheintaler jedenfalls recht. Nach langem Kampf konnte er ein kniffliges Endspiel mit zwei Mehrbauern noch zum Sieg führen.

Zweite und dritte Mannschaft mit Punktemaximum

Die beiden Viertliga-Mannschaften sind weiterhin auf Aufstiegskurs. Rheintal II schlug Bodan IV mit 4½:1½ Punkten und Rheintal III blieb gegen Chur II knapp mit 3½:2½ Punkten siegreich. Viktor Melnychuk gab in der dritten Mannschaft seinen Einstand und konnte auf Anhieb einen Sieg feiern.

Rheintal I - St. Gallen II 3½:4½

Sandro Schmid - Peter Bischoff 1:0, Erwin Frei - Martin Leutwyler 0:1, Marcel Schneider - Michael Nyffenegger 0:1, Markus Wittwer - Halit Rexhepi 1:0, Hanspeter Weder - Hansueli Baumgartner ½:½, Stephan Marte - Gerd Wettering 0:1, Bruno Spälti - Hans-Georg Morger 0:1, David Grüninger - Wolfgang Eisenbeiss 1:0

Rangliste nach 3 Runden:

1.Frauenfeld616
2.Winterthur III518
3.Bodan II411.5
4.St. Gallen II310.5
5.Nimzowitsch Zürich II210.5
6.Rheintal28
7.Springer Zürich111
8.Engadin110.5


SMM 4-08: Spitzenbretter hielten der Übermacht stand

Die lange Anfahrt nach Samedan, dem Hauptort des Oberengadins, hat sich für die Rheintaler nicht ausgezahlt. Sie mussten die dritte Niederlage in Folge hinnehmen und sind auf den letzten Tabellenrang abgerutscht.

Während die Rheintaler an den hinteren Brettern leer ausgingen, konnten sie an den Spitzenbrettern, wo die Elo-Differenzen am Grössten waren, erstaunlich gut mithalten. Erwin Frei spielte völlig entfesselt und brachte den um 517 Elo-Punkte höher eingestuften Günther Lawitsch an den Rand einer Niederlage. Markus Zoller und Marcel Schneider standen ihm in nichts nach und rangen ihren übermächtigen Gegnern Jonas Wyss (Elo 2195) und Dimitry Atlas (2278) ebenfalls je ein Unentschieden ab.

Erwin Frei berichtet:

Wir mussten mit 7 Spielern antreten und haben leider mit 6:2 verloren. Am ersten Brett spielte ich gegen Günther Lawitsch holländisch und lehnte zwei Remisangebote ab, da ich klar besser stand und Drohungen aufstellen konnte. Am Schluss gab ich trotz eines Mehrbauern am Damenflügel remis, weil ich ein ewiges Schach durch die Dame befürchtete. Mit viel Zeitaufwand hätte man durchaus auf Gewinn weiterspielen können. Markus Zoller wählte gegen Jonas Wyss die englische Eröffnung. Obwohl Markus wegen seines Freibauern etwas besser stand, ging auch diese Partie remis aus. Auch am dritten Brett galt Dimitry Atlas gegen Marcel Schneider als haushoher Favorit. Der gebürtige Weissrusse konnte jedoch nicht in die schwarze Stellung eindringen und bot remis an. David Grüninger eröffnete wie Markus Zoller mit dem c-Bauern und war nie in Gefahr, die Partie zu verlieren.


Erwin Frei (links) und Markus Zoller wuchsen über sich hinaus und lehrten Günther Lawitsch (Elo 2313) und Jonas Wyss (2195) das Fürchten.


Leider gab es an den hinteren Brettern für uns nichts zu erben. Robert Sandholzer verlor gegen Renato Bollhalder mit Caro Cann. Der Spielverlauf ist mir nicht bekannt. Bruno Spälti opferte in einem Nimzoinder schon früh einen Läufer und erhielt einen gefährlichen Angriff. Er unterschätzte dann einen Konterangriff von Benedict Hasenohr und ging baden. Im Nachhinein war Bruno der Meinung, dass in dieser Partie mehr drin gelegen wäre. Markus Wittwer griff wie immer zur französischen Verteidigung. Er spielte nicht schlecht und erhielt Angriff am Damenflügel. Warum die Partie dann kippte, habe ich nicht mitgekriegt. Auf jeden Fall setzte sich Markus stark erkältet ans Schachbrett.

Fazit: Das 6:2 widerspiegelt nicht die gezeigten Leistungen. Meines Erachtens wäre gegen Engadin mehr möglich gewesen. Für mich ist es gut zu wissen, dass wir spielerisch absolut ebenbürtig waren.

Engadin I - Rheintal I 6:2

Günther Lawitsch (2313)Erwin Frei (1796)½:½
Jonas Wyss (2195)Markus Zoller (1864)½:½
Dimitry Atlas (2278)Marcel Schneider (1943)½:½
Felix Schwab (1988)David Grüninger (1957)½:½
Renato Bollhalder (1966)Robert Sandholzer (2042)1:0
Benedict Hasenohr (2005)Bruno Spälti (1903)1:0
David Weisstanner (1963)Markus Wittwer (1965)1:0
Christian Binggeli (1898)forfait1:0


SMM 5-08: Hoffnung auf Klassenerhalt bewahrt

In der fünften Runde der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft hat der Schachclub Rheintal einen grossen Schritt in Richtung Ligaerhalt gemacht und die rote Laterne an Springer Zürich weitergereicht.

Endlich haben es die Rheintaler fertig gebracht, eine schlagfertige Truppe zusammen zu trommeln. Die Elo-Keule wirkte. Der Zürcher Stadtclub, benannt nach dem eigenwilligen Schachmeister Aaron Nimzowitsch (1886 – 1935), konnte dem Rheintaler Föhnsturm nicht standhalten.

Opfer und Gegenopfer

Nach einem leistungsgerechten Unentschieden am Spitzenbrett ging es Schlag auf Schlag. Rainer Bezler opferte eine Qualität, um das gefährliche Blackmar-Diemer-Gambit von Hugo Kalbermatter zu entschärfen. Nach dem Motto „Opfer sind dem Herrn wohlgefällig“ steckte der Zürcher einen weiteren Bauern ins Geschäft. Doch Rainer zerstörte alle Illusionen seines Gegners und leitete in ein gewonnenes Damenendspiel über. Gernot Hämmerle spielte wie immer sehr aggressiv und opferte eine Figur, die Altmeister Josef Germann schon nach wenigen Zügen zurückgeben musste. Nach einem wilden Handgemenge erhielt der Rheintaler einen freien Mehrbauern, der den Sieg garantierte.


Sandro Schmid (links) lässt sich den Sieg nicht mehr nehmen. David Grüninger (rechts) gerät jedoch zunehmend unter Druck und muss sich am Ende geschlagen geben.


Auch am sechsten Brett entschied ein gedeckter Freibauer die Partie. Doch bevor es soweit war, musste Robert Hauser einige bange Minuten überstehen. Sein Gegner ging kompromisslos auf den weissen König los und nur dank eines mächtigen Springers in der Brettmitte kam der schwarze Angriff zum Erliegen. Kurz vor der ersten Zeitkontrolle führten die Rheintaler bereits mit 3.5:0.5 Punkten, doch die Limmatstädter gaben sich noch nicht geschlagen.

Sowohl David Grüninger als auch Marcel Schneider mussten nach langer Gegenwehr die Segel streichen. Mit einem Qualitätsopfer hatte David Grüninger einen Angriff eingeleitet. Sein Mut zahlte sich jedoch nicht aus. Hubert Ludin konnte seine Stellung konsolidieren und den Materialvorteil im Endspiel sicher verwerten. Marcel Schneider hatte auf die kurze, sein Gegner auf die lange Seite rochiert. Bei solchen Konstellationen gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Und Markus Germann war der schnellere. Der schwarze König geriet unter heftigen Beschuss. Marcel konnte den Angriff zwar abwehren, landete jedoch in einem aussichtlosen Springerendspiel.

Marathonsitzung zahlte sich aus

Nach diesem kurzen Intermezzo war die Reihe bereits wieder an den Rheintalern. Robert Sandholzer konnte in einem günstigen Moment beide Springer tauschen und mit seinen Schwerfiguren in die weissen Verteidigungslinien eindringen. Am längsten, nämlich rund fünfeinhalb Stunden, bekriegten sich Martin Stehli und Sandro Schmid. Nachdem der Zürcher etwas voreilig seine Bauern am Damenflügel in Bewegung gesetzt hatte, erhielt Sandro die bessere Bauernstruktur und in einem langwierigen Positionskampf drückte er den Gegner langsam aber sicher an die Wand.

Nimzowitsch Zürich II - Rheintal I 2½:5½

Geoffrey Myers - Klaus Doskocil ½:½, Martin Stehli - Sandro Schmid 0:1, Hugo Kalbermatter - Rainer Bezler 0:1, Josef Germann - Gernot Hämmerle 0:1, Karo Nuri - Robert Sandholzer 0:1, Andreas Schilling - Robert Hauser 0:1, Markus Germann - Marcel Schneider 1:0, Hubert Ludin - David Grüninger 1:0


SMM 6-08: Zu früh aufgegeben

In der sechsten und vorletzten Runde der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft konnten die Rheintaler bis auf Georg Fröwis mit allen Stammkräften antreten. Trotzdem taten sie sich schwerer als erwartet und stiessen an mehreren Brettern auf heftige Gegenwehr.

Jeder Schachspieler trachtet darnach, den gegnerischen König matt zu setzen. Trotzdem werden die wenigsten Partien bis zum bitteren Ende ausgetragen. Fast immer gibt derjenige Spieler, der hoffnungslos ins Hintertreffen geraten ist, schon vor dem Mattzug auf. Er gratuliert seinem Partner per Handschlag oder legt seinen König um. Anfänger neigen hingegen dazu, aussichtslose Partien unnötig in die Länge zu ziehen und vergeblich auf einen Ausrutscher des Kontrahenten zu hoffen.

Dass eine Partie aber zu früh aufgegeben wird, ist eine grosse Seltenheit. Doch genau dieses Missgeschick passierte Markus Wittwer in seinem Duell gegen Dietmar Panek. In extremer Zeitnot sah sich der Rheintaler mit tödlichen Drohungen konfrontiert und gab augenblicklich auf. Dabei hätte er selber Matt drohen und ein Unentschieden durch Dauerschach erzwingen können. Mit etwas mehr Bedenkzeit auf der Uhr wäre ihm die wundersame Rettung gewiss nicht entgangen.

Entwicklung vernachlässigt

Auch am zweiten Brett schlug der Zeitnotteufel erbarmungslos zu. In einer taktisch angelegten Partie verlor Robert Sandholzer unter Zeitdruck den Überblick und musste sich von seinem besten Stück trennen.

Diesen beiden Niederlagen standen Siege von Robert Hauser, Klaus Doskocil und Peter Maier gegenüber. Robert Hauser erlangte gegen Hubert Zwick grossen Entwicklungsvorsprung und brachte nach einer erfolgreichen Jagd einen schwarzen Gaul und wenig später den König zur Strecke. Am sechsten Brett kam es zum Duell Klaus gegen Klaus. Klaus Doskocil und Klaus Zeiler gingen mit ausgeglichenem Material ins Schwerfigurenendspiel. Schon glaubte der deutsche Reisläufer, aus dem Gröbsten heraus zu sein, da opferte Klaus Doskocil die Qualität für einen starken Freibauern. Während die beiden schwarzen Türme nutzlos am Damenflügel herumlungerten, ging der Rheintaler geradewegs auf den unbewachten König los und stellte seinen Namensvetter vor die üble Wahl, die Dame herzugeben oder gleich Matt zu gehen.

„Gestellte“ an den Brettern 4, 5 und 7

Am dritten Brett griff Peter Maier zur königsindischen Verteidigung. Marcel Marentini entwickelte Druck am Damenflügel, vernachlässigte aber die eigene Königsstellung. Mit einem Bauernopfer läutete Peter Maier die Wende ein. Er nutzte konsequent die weissen Felderschwächen aus und startete einen Mattangriff, der nach kurzer Gegenwehr zum Erfolg führte.

Alle übrigen Partien endeten nach zähem Ringen mit der Punkteteilung. Während die Partie von Marcel Schneider keine hohen Wellen warf, gingen Sandro Schmid und Rainer Bezler mit je einem Mehrbauern ins Turmendspiel. Leider fehlte beiden die Zeit, um ihre Chancen optimal zu nützen – Schmid hatte nur noch 13 Sekunden bis zur Zeitkontrolle – und so endeten auch diese Partien mit einem friedlichen Unentschieden.

Bodan Kreuzlingen II - Rheintal I 3½:4½

Dietmar Panek - Markus Wittwer 1:0, Jochen Ringelsiep - Robert Sandholzer 1:0, Marcel Marentini - Peter Maier 0:1, Peter Pfeifer - Rainer Bezler ½:½, Max Knaus - Sandro Schmid ½:½, Klaus Zeiler - Klaus Doskocil 0:1, Michael Norgauer - Marcel Schneider ½:½, Hubert Zwick - Robert Hauser 0:1


SMM 7-08: Sieg gegen den Leader

In der siebten und letzten Runde der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft feierte der Schachclub Rheintal einen überraschenden Sieg gegen Topfavorit Frauenfeld. Die Thurgauer bleiben trotzdem Gruppenerste und bestreiten zusammen mit Winterthur III die Aufstiegsspiele. In den sauren Apfel beissen müssen St. Gallen II und Bodan II.

Beide Mannschaften traten geschwächt zur Schlussrunde an. Bei den Rheintalern fehlten Klaus Doskocil, Georg Fröwis und Robert Hauser. Die Gäste setzten einen Ersatzmann ans dritte Brett, der den hohen Anforderungen in der ersten Liga nicht gewachsen war. Gernot Hämmerle erteilte dem Platzhalter eine Lektion, die sich gewaschen hatte. Schon nach einer guten Stunde war der Spuk vorbei. Markus Wittwer bekam es mit Zoltan Zambo, einem sehr starken Spieler ungarischer Abstammung, zu tun. Er musste während der ganzen Partie einem Bauern hinterher laufen. Im Turmendspiel gewann er den Agronomen zwar zurück, doch war der weisse König schon soweit in die schwarze Stellung eingedrungen, dass es für den Rheintaler keine Rettung mehr gab.

Fortuna begünstigt die Mutigen

David Grüninger und Robert Sandholzer zeigten tadellose Leistungen und steuerten mit den schwarzen Steinen je ein Unentschieden bei. Am fünften Brett hatte sich Peter Maier positionelle Schwächen am Königsflügel eingehandelt. Zum Glück schoss sein Gegner in Zeitnot einen veritablen Bock, und schon kehrte der Wind. Peter gewann die Dame und kurz darauf die Partie.


Nach einem langen Abnützungskampf entreisst Sandro Schmid (links) seinem Gegner den ganzen Punkt.


Auch dem Präsidenten des Schachclubs Rheintal war Göttin Fortuna wohlgesinnt. Materiell befand sich Markus Zoller hoffnungslos im Rückstand. Doch es gelang ihm immer wieder, Unruhe im weissen Lager zu stiften. Schliesslich setzte er alles auf eine Karte. Mit Turm, Läufer und Springer zerrte er den weissen König aus seinem Versteck und erzwang ein Unentschieden durch Zugswiederholung. Wie sich später herausstellen sollte, war dieses Remis Gold wert, sicherte es den Rheintalern doch den Mannschaftssieg.

Am längsten musste wie so oft Sandro Schmid, die unbestrittene Nummer eins bei den Rheintalern, am Brett ausharren. Er verschaffte sich schon in der Eröffnung klare Vorteile und schränkte die Bewegungsfreiheit von Sigfried Lossau ein. Bis zum Partiegewinn war es aber noch ein weiter Weg. Nach knapp sechs Stunden Spielzeit und einer Seeschlange von 80 Zügen war es dann soweit: Sigfried Lossau reichte Sandro die Hand zur Aufgabe und besiegelte damit gleichzeitig die Niederlage seiner Mannschaft.

Rheintal I - Frauenfeld I 4½:3½

Sandro Schmid - Sigfried Lossau 1:0, Robert Sandholzer - Werner Rapparlie ½:½, Gernot Hämmerle - Alois Engler 1:0, Markus Wittwer - Zoltan Zambo 0:1, Peter Maier - Mark Zichanowicz 1:0, Markus Zoller - Georg Vogelbacher ½:½, Bruno Spälti - Bruno Zülle 0:1, David Grüninger - Oliver Bohne ½:½

Schlussrangliste

1.Frauenfeld1034
2.Winterthur III936
3.Engadin934.5
4.Rheintal824.5
5.Nimzowitsch Zürich II626
6.Springer Zürich524.5
7.St. Gallen II522.5
8.Bodan II422



SGM 1-08: Kantersieg zum Auftakt

Der Schachclub Rheintal ist erfolgreich in die neue Meisterschaft gestartet. Die Gäste aus Wil brachten kein Bein auf den Boden und wurden mit 7:1 Punkten von den Brettern gefegt.

Eine Woche nachdem die Rheintaler das Aufstiegsspiel in der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft gewonnen hatten, standen sie bereits wieder im Rahmen der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft im Einsatz. Die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Schachbundes hat beschlossen, die beiden Wettbewerbe zeitlich zu entflechten, weshalb der Start der Gruppenmeisterschaft um volle drei Monate vorgezogen wurde.

Von den Spielern, die das Aufstiegsspiel bestritten hatten, waren aber nur noch Robert Sandholzer und Sandro Schmid mit von der Partie. Während Robert Sandholzer seinen Sieg von Baden wiederholen konnte, musste sich Sandro Schmid mit einem Remis begnügen. Dies fiel ihm auch nicht sonderlich schwer, denn zu diesem Zeitpunkt deutete schon alles auf einen klaren Sieg der Rheintaler hin. Zu einem Friedensschluss kam es auch zwischen Robert Mrsic und Leopold Juen, sonst mussten die Wiler an allen Brettern Federn lassen.

Erfolgreicher Einstand

Gerade einmal 22 Züge dauerte der Schlagabtausch zwischen Klaus Doskocil und Benedikt Klocker. Nach einem doppelten Bauernopfer fand der Nachziehende keine sichere Bleibe mehr für seine Dame. Georg Fröwis musste bei seinem ersten Einsatz für den Schachclub Rheintal einige bange Minuten überstehen. Mit einem Läuferopfer im 23. Zug setzte Altmeister Josef Germann das Brett in Flammen. Doch der um zwei Generationen jüngere Lustenauer verteidigte die ramponierte Königsstellung mit stoischer Ruhe und hielt an seinem materiellen Übergewicht bis zum Schluss fest.

Lapsus von Renato Frick

Einen bösen Schnitzer leistete sich Renato Frick – allerdings nicht während, sondern bereits vor dem Wettkampf. Anstatt nach Widnau war er nach Wil gefahren. Diese Panne hatte zur Folge, dass er seinem Gegner fast eine Stunde Bedenkzeit vorgeben musste. Dies konnte ihn aber nicht davon abhalten, Hans Karrer hart zu attackieren. Mit einem heimtückischen Turmopfer rückte er dem schwarzen König auf den Pelz. Am längsten, nämlich gut vier Stunden, mussten sich Marc Potterat und Rainer Bezler gedulden, bis sie die Ernte einfahren konnten. Sie bauten ihre positionellen Vorteile Zug um Zug aus und liessen ihren Kontrahenten im Endspiel keine Chance.

Ein Anfang ist gemacht, und was für einer! Die Härteprobe steht den Rheintalern aber noch bevor. Am 10. November müssen sie in Lugano gegen den Gruppenfavoriten Bianco Nero antreten. Eine Reise ins Tessin mag ja ganz nett sein, aber drei Stunden Anfahrt, vier bis sechs Stunden Denkarbeit und dann nochmals drei Stunden für die Heimreise, das ist nicht jedermanns Sache.

Rheintal I - Wil I 7:1

Rainer Bezler - Philipp Scheffknecht 1:0, Sandro Schmid - Thomas Näf ½:½, Klaus Doskocil - Benedikt Klocker 1:0, Georg Fröwis - Josef Germann 1:0, Renato Frick - Hans Karrer 1:0, Robert Mrsic - Leopold Juen ½:½, Marc Potterat - Claude Douguet 1:0, Robert Sandholzer - Luca Kessler 1:0


SGM 2-08: Lugano war zu stark

In der zweiten Runde der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft kam es zum Gipfeltreffen zwischen dem Schachclub Rheintal und dem Circolo Scacchistico Bianconero. Für die Rheintaler hat sich die lange Anfahrt nach Lugano nicht gelohnt. Sie mussten beide Mannschaftspunkte im Tessin zurücklassen.

Der Wettkampf begann für die Rheintaler denkbar schlecht. Nach drei beendeten Partien stand es bereits 3:0 für die Ticinesi. Renato Frick geriet am Damenflügel unter die Räder und verlor einen Bauern nach dem andern. Rainer Bezler konnte den freien Randbauern von Alec Salvetti nicht stoppen und Robert Sandholzer unterschätzte eine Fesselung, die ihn letztendlich eine Figur kostete. Bei Halbzeit schien sich eine böse Schlappe anzubahnen, denn auch Marc Potterat und Sandro Schmid standen auf wackligen Füssen.

Ganz so schlimm kam es dann aber doch nicht. Marc Potterat konnte sich wider Erwarten aus der Umklammerung lösen und bei einem Generalabtausch gewann er eine Figur und kurze Zeit später die Partie. Sandro Schmid hingegen hatte gegen das Läuferpaar von Aurelio Colmenares einen schweren Stand. Mit einem Qualitätsopfer gegen zwei Bauern konnte er noch etwas Unruhe stiften, auf die Dauer war die Niederlage aber nicht abzuwenden.

Georg Fröwis in Hochform

Das überzeugendste Schach am Lago di Lugano bot Georg Fröwis. Mit einem Turmopfer zertrümmerte er die weisse Rochadestellung und stellte Fabrizio Ranieri vor die unangenehme Wahl, sich von seiner Dame zu trennen oder gleich matt zu gehen. Robert Mrsic befand sich mit zwei Mehrbauern ebenfalls auf der Siegesstrasse. Nach einem Fehltritt mit seinem König gab er den Vorteil jedoch wieder preis und musste sich mit einem halben Punkt begnügen.

Auch die letzte Partie endete nach gut fünf Stunden mit der Punkteteilung. Mit einer Qualität für zwei Bauern besass Gernot Hämmerle zwar leichte Vorteile, die jedoch nicht ausreichten, um Silvano Saccona ernsthaft zu gefährden.

Herber Rückschlag

Die Rheintaler hatten sich für die neue Meisterschaft viel vorgenommen. Nun sind gerade einmal zwei Runden gespielt, und schon sind sie auf fremde Hilfe angewiesen, um den erhofften Gruppensieg zu erringen. Doch wer soll dieses starke Lugano schlagen? Die Meisterschaft ist noch lang. Vielleicht erwischen auch die Südschweizer einmal einen schlechten Tag, oder sie haben irgendwann personelle Probleme. Man soll dem Gegner ja nichts Schlechtes wünschen, aber eine Niederlage der Ticinesi gegen einen Aussenseiter täte der Meisterschaft gut.

Bianconero Lugano - Rheintal 5:3

Alec Salvetti - Rainer Bezler 1:0, Aurelio Colmenares - Sandro Schmid 1:0, Fabrizio Ranieri - Georg Fröwis 0:1, Silvano Saccona - Gernot Hämmerle ½:½, Francesco Antognini - Renato Frick 1:0, Giorgio Bertazzo - Robert Mrsic ½:½, Gabriele Botta - Marc Potterat 0:1, Davide Massironi - Robert Sandholzer 1:0



SGM 3-08: Sandro Schmid schlägt Schweizer Landesmeisterin

In der dritten Runde der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft konnten sich die Rheintaler gegen Zürich Réti mit 5:3 Punkten durchsetzen. Aus der erhofften Schützenhilfe wurde vorerst allerdings nichts. Nimzowitsch ging gegen den Gruppenfavoriten Lugano mit 7½:½ Punkten sang- und klanglos unter.

Der Zürcher Stadtverein Réti, benannt nach dem tschechischen Grossmeister Richard Réti (1889 - 1929), wird von einer Dame angeführt, die so gar nicht den gängigen Klischees eines Schachspielers entspricht. Monika Seps ist jung, hübsch und intelligent. Im Juli hat sie zum vierten Mal den Landesmeistertitel bei den Damen erobert. Erst kürzlich war sie bei Kurt Aeschbacher zu Gast und hat dort eine sehr gute Figur abgegeben. Eine gute Figur gab sie auch gegen Sandro Schmid ab – allerdings nur bis zum 39. Zug. Im letzten Zug vor der Zeitkontrolle unterlief ihr ein typischer Zeitnotfehler, der eine ganze Figur kostete. Eine herbe Niederlage für die sympathische Verfechterin des Damenschachs.


21 Jahre jung und schon vierfache Landesmeisterin: Monika Seps


Nebst Sandro Schmid konnten an der Limmat auch noch Georg Fröwis, Gernot Hämmerle und Robert Hauser Siege einfahren. Obwohl erst 17 Jahr alt, zeigte Georg Fröwis einmal mehr eine reife Vorstellung. Er tauschte seine Türme für die weisse Dame ein und nach einigen Schachgeboten holte er das Pferdchen von Lorenz Wüthrich ab, das im Stall stehen geblieben war. Gernot Hämmerle spielte aggressiv wie gewohnt und kümmerte sich nicht um positionelle Kleinigkeiten wie isolierte Doppelbauern oder unterlassene Rochaden. Sein Druckspiel am Damenflügel brachte ihm einen Bauern ein, der ihm den Sieg verbürgte.

Der Bauer war vergiftet

Robert Hauser lehnte ein frühes Remisangebot seines Gegners zurecht ab, denn schon wenige Züge später gewann er bei einem taktischen Geplänkel einen Bauern und später die Partie. Keinen Sieger gab es am fünften Brett zwischen Emanuel Wyler und Renato Frick. Die Stellung war dermassen verschachtelt, dass es für keine Seite ein Durchkommen gab. Auch Marc Potterat musste sich mit einem halben Punkt begnügen. Nachdem das Schlachtenglück mehrmals gewechselt hatte, machte Matteo Cussigh in unübersichtlicher Stellung ein Friedensangebot. Um den Mannschaftssieg nicht zu gefährden, ging Marc Potterat auf den Vorschlag ein.

Nichts zu erben gab es diesmal für Rainer Bezler und Robert Mrsic. Rainer Bezler verbrauchte viel Zeit, um alle Löcher in seiner russischen Verteidigung zu stopfen, und im 37. Zug überschritt er in bereits kritischer Stellung die Bedenkzeit. Robert Mrsic hatte sich an einem Zentralbauern gütlich getan. Doch der Agronom lag ihm schwer im Magen. Roman Schnelli übernahm augenblicklich die Initiative und nach einem Doppelangriff auf zwei ungedeckte Figuren gab es für den Rheintaler keine Rettung mehr.

Zürich Réti - Rheintal 3:5

Vinzent Kriste - Rainer Bezler 1:0, Monika Seps - Sandro Schmid 0:1, Lorenz Wüthrich - Georg Fröwis 0:1, Martin Herfort - Gernot Hämmerle 0:1, Emanuel Wyler - Renato Frick ½:½, Roman Schnelli - Robert Mrsic 1:0, Matteo Cussigh - Marc Potterat ½:½; Adrian Siegel - Robert Hauser 0:1


SGM 4-08: Denksportler in Lauerstellung

Die vierte Runde der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft hatte es in sich. Die favorisierten Spieler von Bianconero Lugano wurden in St. Gallen ganz überraschend zurückgestutzt. Die Rheintaler hingegen konnten die budgetierten Mannschaftspunkte einfahren und bis auf einen Brettpunkt mit den Südschweizern gleichziehen.

Obwohl Niederrohrdorf, in der Nähe von Baden gelegen, nur 3000 Seelen zählt, gilt es als eigentliche Schachhochburg. Dennoch konnten die Aargauer der Belagerung durch die Rheintaler nicht standhalten. Die Offensiven von Gernot Hämmerle und Sandro Schmid wurden noch zurückgeschlagen – Remis nach drei Stunden. Renato Frick hingegen war es gelungen, eine hochkomplizierte und dynamische Stellung aufzubauen, die zu den schönsten Hoffnungen Anlass gab. Leider verrechnete er sich in einem wilden Schlagabtausch und anstatt mit Ruhm und Ehre wurde er mit Pech überschüttet. Urs Benninger stand ebenfalls sehr aussichtsreich, sah aber Gespenster, wo es keine gab und nahm das Friedensangebot von André Brunner an.

Doch dann kam die Stunde der Rheintaler. Nacheinander konnten Marc Potterat, Georg Fröwis und Rainer Bezler die gegnerischen Verteidigungslinien durchbrechen. Marcs Gegner war in den Startlöchern hängengeblieben und stand bald einmal mit dem Rücken zur Wand. Sein Befreiungsschlag sah gefährlicher aus als er es tatsächlich war. Nachdem das Strohfeuer erloschen war, bekundete der Rheintaler keine Mühe mehr, die Ernte einzufahren.

Französische Killervariante

Rainer Bezler schoss aus allen Rohren auf die schwarze Rochadestellung und brachte Rudolf Keller in arge Bedrängnis. Zuerst verlor Keller die Qualität, dann eine Figur und schliesslich die Lust, die aussichtslose Partie zu Ende zu spielen.

Die französische Verteidigung gilt als eine passive, zurückhaltende Antwort auf e4. Doch wenn Georg Fröwis die Figuren führt, dann fliegen die Fetzen. Es ist nicht leicht, ein Gegengift zu Georgs Killervariante zu finden. In der chaotischen Stellung fühlte sich der amtierende Rheintalermeister pudelwohl, während sein Gegner bald einmal die Übersicht verlor und mit fliegenden Fahnen unterging.

Am längsten bekriegten sich die beiden Namensvettern Peter Meyer und Peter Maier. Letzterer hatte sich aus einer gedrückten Stellung befreien können und besass gute Gewinnaussichten. Leider übersah er einen Gegenschlag, der ihn eine Figur für zwei Bauern kostete. Zum Glück hatte der Fehler keine gravierenden Konsequenzen. Peter Maier konnte die weisse Majestät unaufhörlich mit Schachgeboten eindecken – Remis durch Zugswiederholung.

Niederrohrdorf - Rheintal 3:5

Werner Brunner - Sandro Schmid ½:½, Rudolf Keller - Rainer Bezler 0:1, Stefan Bouclainville - Georg Fröwis 0:1, Jean-Pierre Z'Berg - Gernot Hämmerle ½:½, Peter Meyer - Peter Maier ½:½, Stanislav Valencak - Renato Frick 1:0, Peter Meier - Marc Potterat 0:1, André Brunner - Urs Benninger ½:½


SGM 5-08: Tabellenführung übernommen

Seit der fünften Meisterschaftsrunde wissen die Schachfreunde aus Wetzikon, was ein Rheintaler Föhnsturm ist. In Widnau wurden sie mit 6½:1½ Punkten von den Brettern gefegt.

Ein König hat nicht viel für körperliche Ertüchtigung übrig. Wenn er bereits im Mittelspiel aus seinem Versteck hervortritt, dann geschieht dies nicht aus freien Stücken. Meistens handelt es sich um den letzten Spaziergang Seiner Majestät. Doch genau diesen Gefahren musste Renato Frick seinen König aussetzen. Auf der Suche nach einem sicheren Plätzchen wanderte er mit dem Monarchen von einer Brettseite zur anderen. Dank der gütigen Mithilfe des Gegners nahm das Abenteuer einen glücklichen Ausgang. Bernhard Schärer, der sich bereits unter Zeitdruck befand, verpasste mehrere Gewinnfortsetzungen und am Schluss war es der Liechtensteiner in Rheintaler Diensten, der den Punkt einfuhr.


Guntram Gärtner (rechts) begleicht gegen Patrik Hugentobler eine alte offene Rechnung.


Schnitzer bleibt ohne Folgen

Nicht auf die Mithilfe des Gegners waren die übrigen Rheintaler angewiesen, die den Schachwettkampf in ein Schützenfest verwandelten. Guntram Gärtner beglich gegen Patrik Hugentobler eine alte offene Rechnung. Nachdem er mit beiden Türmen auf dem Damenflügel eingebrochen war, gab es für den schwarzen König kein Entrinnen mehr. Fünf Spiele, fünf Punkte - die Siegesserie von Georg Fröwis reisst nicht ab. Mit seinen vorgeschobenen Freibauern auf dem Damenflügel legte Georg die weissen Figuren völlig lahm und Christian Mäder musste tatenlos zusehen, wie ein dritter Bauer dem Umwandlungsfeld zustrebte.

Marc Potterat hatte David Mäder bereits überspielt, als ihm ein Flüchtigkeitsfehler unterlief, der ihn eine Qualität kostete. Zum Glück war seine Stellung bereits dermassen überlegen, dass er den Schnitzer leicht verschmerzen konnte. Am dritten Brett hatte Sandro Schmid lang, Andreas Scheidegger kurz rochiert. Keinem der beiden gelang es aber, die gegnerische Königsstellung zu knacken. In der Zeitnotphase behielt der Rheintaler jedoch die bessere Übersicht und nutzte eine Ungenauigkeit des Zürchers noch zum Sieg. Für den sechsten und letzten vollen Punkt war Klaus Doskocil besorgt. Im letzten Zug vor der Zeitkontrolle stellte er Markus Hirt vor die unangenehme Wahl, sich von seiner Dame zu trennen oder gleich matt zu gehen. Hirt entschied sich für die erste Möglichkeit, die das bittere Ende hinauszögern, nicht aber abwenden konnte.

Keine Entscheidung fiel am achten Brett. Nach langem, zähem Ringen teilten Fabian Lang und Robert Hauser im 44. Zug den Punkt. Der einzige Rheintaler, der gegen Wetzikon mit einer Niederlage Bekanntschaft machen musste, war Rainer Bezler. Sein König war im Zentrum stecken geblieben, wo er den weissen Attacken schutzlos ausgeliefert war.

Ausrutscher verboten

Mit dem unerwartet hohen Sieg haben die Rheintaler Bianconero Lugano von der Spitze verdrängt. Die Ticinesi liegen jedoch nur einen winzigen halben Brettpunkt zurück. Die Rheintaler dürfen sich in den beiden Schlussrunden keine Blösse mehr geben, zumal Lugano auf dem Papier noch das einfachere Restprogramm erwartet.

Rheintal - Wetzikon ZH 6½:1½

Guntram Gärtner - Patrik Hugentobler 1:0, Rainer Bezler - Thomas Tscherrig 0:1, Sandro Schmid - Andreas Scheidegger 1:0, Georg Fröwis - Christian Mäder 1:0, Klaus Doskocil - Markus Hirt 1:0, Renato Frick - Bernhard Schärer 1:0, Marc Potterat - David Mäder 1:0, Robert Hauser - Fabian Lang ½:½

Zwischenrangliste

1.Rheintal826.5
2.Bianconero826
3.Nimzowitsch Zürich619.5
4.Niederrohrdorf520
5.St. Gallen418.5
6.Réti Zürich418
7.Wil417.5
8.Wetzikon114


SGM 6-08: Tabellenführung eingebüsst

In der sechsten und vorletzten Runde der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft mussten sich die Rheintaler Schachkoryphäen gegen Zürich Nimzowitsch knapp geschlagen geben. Gruppenfavorit Lugano hingegen landete gegen Wil einen komfortablen Sieg und verdrängte die Rheintaler von der Tabellenspitze.

Nach einem leistungsgerechten Unentschieden zwischen Marcel Wildi und Gernot Hämmerle kam es knüppeldick. Robert Hauser griff in der Eröffnungswahl völlig daneben und büsste einen Läufer ein, noch bevor der Kampf so richtig begonnen hatte. Rainer Bezler erwischte ebenfalls einen schwarzen Tag. Um die Initiative an sich zu reissen, steckte er einen Springer ins Geschäft. Doch sein Gegner opferte das gewonnene Material seelenruhig zurück und erlangte einen unwiderstehlichen Königsangriff. Nach dieser kalten Dusche waren die Rheintaler zwar angeschlagen, glaubten aber weiterhin an ihre Chance. In komplizierter Stellung konnte Renato Frick einige Drohungen aufstellen, die seinem Gegner schwer zu denken gaben. Peter Isler verfiel immer mehr ins Grübeln und in bereits kritischer Position überschritt er die Zeitlimite.

Chancen nicht genutzt

Nun hätte es Marc Potterat in der Hand gehabt, den Gleichstand herzustellen. Felix Schwab besass kaum Gegenspiel und der schwarze Vorteil war offensichtlich. Doch es war wie verhext. Marc wählte einen falschen Plan, wonach der Zürcher immer besser ins Spiel kam und die Partie noch kippen konnte. Beim Stande von 3½:1½ Punkten war ein Mannschaftserfolg in weite Ferne gerückt.

Als Robert Sandholzer mit Dame und Turm die schwarzen Verteidigungslinien durchbrechen konnte, keimte nochmals ein Fünkchen Hoffnung auf. Robert liess sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Am Schluss hatte er sogar die Wahl zwischen vier verschiedenen Mattzügen. Nun hätten Guntram Gärtner und Georg Fröwis noch eineinhalb Punkte aus ihren Partien holen müssen, um ihrem Team wenigstens ein Unentschieden zu retten. Es sollte nicht sein. So sehr sich Georg und Guntram auch abmühten, es gelang ihnen nicht, ihre Gegner aufs Glatteis zu führen, und am Ende mussten beide wohl oder übel in die Punkteteilung einwilligen.

Ausblick

Noch kann der Schachclub Rheintal den Gruppensieg schaffen. Dazu müsste er in der Schlussrunde allerdings St. Gallen schlagen und erst noch einen Brettpunkt auf Lugano gutmachen. Wie pflegt Materialwart Gerd Fischer in solchen Situationen zu sagen? Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.

Zürich Nimzowitsch I - Rheintal I 4½:3½

Marcel Wildi - Gernot Hämmerle ½:½, Michael Schmid - Guntram Gärtner ½:½, Massimo Cavalleto - Georg Fröwis ½:½, Parwis Nabavi - Rainer Bezler 1:0, Felix Schwab - Marc Potterat 1:0, Peter Isler - Renato Frick 0:1, Michael Seiler - Robert Hauser 1:0, Günter Stoffregen - Robert Sandholzer 0:1

Rangliste vor der letzten Runde:

1.Bianconero Lugano830.5
2.Rheintal830
3.Nimzowitsch Zürich II824
4.Niederrohrdorf II623.5
St. Gallen623.5
6.Réti Zürich421
7.Wil420
8.Wetzikon319.5


SGM 7-08: Gruppensieg um Haaresbreite verpasst

In der siebten und letzten Runde der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft besiegten die Rheintaler Schachkoryphäen den früheren Angstgegner St. Gallen klar mit 5½:2½ Punkten. Trotzdem wurde der angestrebte Gruppensieg um ein lumpiges halbes Brettpünktchen verpasst.

Georg Fröwis ist ein sicherer Wert bei den Rheintalern. Gegen Halit Redzepi spielte er eine phantastische, mit Kombinationen und Opfern gespickte Partie, und schon nach 25 Zügen gab es für den weissen König kein Entrinnen mehr. Gernot Hämmerle hingegen wurde seine unkonventionelle Eröffnungsbehandlung zum Verhängnis. Mit 9. SxTh1 ging er auf Abenteuer aus und merkte nicht, dass sein eigenes Haus brannte. Nach einem Unentschieden zwischen Peter Maier und Sebastian Völker brachte Klaus Doskocil die Gastgeber endlich in Führung. Er beherrschte das Zentrum und knöpfte Christian Salerno einen Bauern ab, den er problemlos verwertete.

Zeitnot-Eskapaden

In der Partie zwischen Sandro Schmid und Thomas Akermann ging es drunter und drüber. Der Rheintaler hatte für die ersten 20 Züge schon fast die ganze Bedenkzeit verbraucht. Bis zum 40. Zug blieben ihm nur noch drei Minuten. Als exzellenter Blitzer überstand er diese halsbrecherische Phase, doch fehlte ihm die Zeit, um Thomas Akermann vor ernsthafte Probleme zu stellen - Remis im 51. Zug. Auch am siebten Brett trieb der Zeitnotteufel sein Unwesen. Zuerst kam Marc Potterat in der Hektik ein Bauer abhanden, dann revanchierte sich Roman Schmuki mit mehreren fragwürdigen Zügen und in bereits verlorener Position überschritt der St. Galler die Zeitlimite.


Nach langem Kampf entreisst Rainer Bezler seinem Gegner den ganzen Punkt.


Am Spitzenbrett wählte Guntram Gärtner eine exotische Eröffnung fern jeder Theorie. Die gewünschte Wirkung stellte sich jedoch nicht ein. Gegen die Betonverteidigung von Marcel Mannhart, der früher selbst die Rheintaler Farben vertreten hatte, gab es kein Durchkommen. Am längsten, nämlich volle sechs Stunden, bekriegten sich Rainer Bezler und Peter Klings. Obwohl der Städter eine Zeitreserve von über drei Minuten auf Rainer besass, rebellierten seine Nerven. Er verlor zuerst das Selbstvertrauen, dann einen Turm und schliesslich die Partie.

Hoffnung erfüllte sich nicht

Gross war die Freude über den unerwartet hohen Sieg gegen die starken St. Galler. Aber reichte er, um die führenden Luganesi zurückzubinden? Winkte den Rheintalern der Aufstieg in die höchste Spielklasse? Ein Telefonanruf machte allen Spekulationen ein Ende. Lugano hatte Réti Zürich ebenfalls mit 5½:2½ Punkten in die Schranken gewiesen und den hauchdünnen Vorsprung von einem halben Brettpunkt ins Ziel gerettet. Schach ist faszinierend und geistreich, es kann aber auch hart und unerbittlich sein.

Rheintal I - St. Gallen I 5½:2½

Guntram Gärtner - Marcel Mannhart ½:½, Gernot Hämmerle - Martin Leutwyler 0:1, Sandro Schmid - Thomas Akermann ½:½, Klaus Doskocil - Christian Salerno 1:0, Rainer Bezler - Peter Klings 1:0, Georg Fröwis - Halit Rexhepi 1:0, Marc Potterat - Roman Schmuki 1:0, Peter Maier - Sebastian Völker ½:½

Schlussrangliste:

1.Bianconero Lugano1036
2.Rheintal1035.5
3.Nimzowitsch Zürich II826.5
4.Niederrohrdorf II627
5.St. Gallen626
6.Wil624.5
7.Wetzikon525
8.Réti Zürich (Absteiger)423.5


Schweiz. Gruppenmeisterschaft 2007/08

Rheintal 2 steigt auf

Was der ersten Mannschaft verwehrt blieb, schaffte die zweite. Im Schatten der Elo-Riesen erkämpften sich Mario Milo & Co. klammheimlich den Gruppensieg in der dritten Regionalliga. Alle Gruppensieger steigen direkt in die zweite Liga auf, also auch Rheintal 2. Herzliche Gratulation!

Die Rheintaler holten 12 von 14 möglichen Mannschaftspunkten. Schaffhausen Munot 4, Wil 4 und Romanshorn 2 gerieten mit je 4:0 Punkten unter die Räder. Ganz ohne Niederlage kam das Rheintaler Quartett dann aber doch nicht davon. Gegen die Juniorenmannschaft Winterthur 7 setzte es eine überraschende Niederlage ab. Schuld am Desaster war der Spieler am ersten Brett. Dreimal hätte der ungenannt sein wollende Patzer das Remis erzwingen können, und dreimal wollte er mehr.

Die Quittung liess nicht lange auf sich warten. Die einst so stolze Stellung verwandelte sich im Handumdrehen in eine Ruine. Wäre David Grüninger vor Ort gewesen, dann hätte er den bedauernswerten Kameraden bestimmt mit den Worten „Du häscht a Stellig wiena Alpaschiissi!“ aufgemuntert. (Übersetzung für Laien: Deine Stellung ist beschissen wie ein Plumpsklo.) 17 Elo-Punkte und die Tabellenführung waren auf einen Schlag weg. Zum Glück hatte der Ausrutscher keine Konsequenzen auf die Meisterschaft. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung kämpften sich die Rheintaler an die Tabellenspitze zurück.


Für seine tolle Leistung – 5,5 Punkte aus 7 Partien – wurde Mario Milo mit rund 50 Elo-Punkten belohnt.


Wie es sich für einen rechtschaffenen Mannschaftsleiter gehört, sammelte Mario Milo die meisten Punkte ein. Er brachte es auf 5.5 Punkte aus 7 Partien. Nachstehend die komplette Statistik:

Rheintal 2SiegeRemisNiederlagenTotal
Mario Milo5115.5
Enrique Lorita4205.0
Pius Steiger5015.0
Kurt Kaufmann4114.5
Roman Bauer1001.0
Franz Roscher1001.0
Gerd Fischer0100.5

Schlussrangliste

3. Regionalliga, Zone O

1.Rheintal 21222.5
2.Winterthur ASK 71019.5
3.Steckborn 11016.5
4.Wil 4814.5
5.Schaffhausen Munot 4812.5
6.Romanshorn 2511.0
7.Aadorf 1310.0
8.Frauenfeld 1-15.5

Frauenfeld ist in der zweiten Runde gegen Winterthur nicht angetreten. Reglementsgemäss wurde die Mannschaft mit einem Punktabzug bestraft. Da die Thurgauer in der Folge keinen einzigen Mannschaftspunkt mehr ergattern konnten, kam es zum kuriosen Tabelleneintrag: Frauenfeld steht mit minus einem Mannschaftspunkt zu Buche!



Zurück / Zurück zur Startseite